An dieser Stelle möchten wir Ihnen künftig in unregelmäßigen Abständen Lesevorschläge geben.

Gerne nehmen wir auch Ihre Empfehlungen auf.

 

18. 01. 2019

Die Handlung beginnt in dem kleinen Dorf Brinkebüll in Norddeutschland ab der Mitte der 60er Jahre. Der Fortschritt zieht in das Dorf ein. Es ist die Zeit des Umbruchs, es beginnt mit der Flurbereinigung, der Abholzung der Hecken für größere Flächen und der Alleen zum Bau von Asphaltstraßen und damit des Verschwindens der Vögel und der kleinen bäuerlichen Betriebe. Das Bild auf dem Cover hat Symbolkraft: Der letzte Gang  – für beide Seiten.

Das Zentrum des Dorfes Brinkebüll ist der Gasthof der Familie Feddersen. Vater, Mutter und die minderjährige psychisch labile Tocher Marret. „Sie tauchte meistens in der Mittagsstunde unter„. Ein idealer Zeitpunkt um Dinge zu tun, von denen niemand etwas wissen durfte. Die Mittagsstunde war heilig und das Dorf um diese Zeit still und leer. Als Marret von einem der Landvermesser schwanger wird, zerbricht sie endgültig und der kleine Ingwer wird von den Großeltern groß gezogen. Er ist das erste Kind des Dorfes, das nach Husum auf die höhere Schule geht und er wird später Dozent für Archäologie an der Universität Kiel. Der kleine Ingwer Feddersen, das Kind der verrückten Marret Ünnergang. Er konnte dem Mikrokosmos des Dorfes entfliehen, obwohl sein Großvater die Übernahme des Gasthofes für ihn vorgesehen hatte. Aber Brinkebüll läßt ihn nie ganz los und so ist er an den Wochenenden zu Hause und als seine Großeltern alt werden, nimmt er ein Sabbatical, um sie pflegen zu können.

Mittagsstunde ist ein Buch über Veränderungen, Abschied, aber auch Neubeginn. Vertraute Geräusche, wie beispielsweise „aneinanderschlagende Milchkannen“ oder der Anblick eines alten Heuwagens verschwinden langsam. Die Störche kommen nicht mehr und auf der neuen Straße wird viel zu schnell gefahren. Es gibt Tote und Verletzte. Die jungen Leute tanzen nicht mehr im Gasthaus Feddersen, sondern fahren in die Stadt. Supermärkte entstehen und viele kleine Bauern geben ihren Betrieb auf und gehen auswärts arbeiten. Es sind nur ein paar Großbetriebe übrig. So bleiben am Ende auch die Menschen weg.

Brinkebüll ist überall. Auch hier bei uns hat in jedem Dorf diese Umstrukturierung stattgefunden. Das macht dieses Buch so sehr lesenswert. An vielen Stellen denkt man, „das war bei uns hier ganz genau so“. Ein absolut lesenwertes Buch, das man nicht so schnell aus der Hand legen mag. Nicht umsonst hat es den 3. Platz unter den meist verkauften Büchern 2018 erreicht.

Von unserer Teamkollegin Delia Sagstetter

 

 

3. 10. 2018

Paris 1928: Vianne kommt aus einem kleinen Provinzdorf nach Paris und lernt dort den englischen Maler David kennen. Sie wird seine Muse und Geliebte und taucht mit ihm in das schillernde Bohème-Leben der französischen Avantgarde ein.. Kurz vor Ausbruch des 2. Weltkrieges malt er das Bild „Nach dem Ball“. David muss bei Kriegsausbruch zurück nach England. Vianne geht in den Untergrund und wird Widerstandskämpferin.

Paris 2015: Marlène sieht in einem Museum das Bild „Nach dem Ball“ und die darauf abgebildete Frau sieht ihr zum Verwechseln ähnlich. Sie begiebt sich auf die Suche nach der Geschichte dieses Bildes. Unterstützt wird sie von Etienne, einem Auktionator, der sich auf die Malerei des 19. Jahrhunderts spezialisiert hat. Je mehr Marlène und Etienne über das Bild erfahren, um so größer werden die Überraschungen.

Ein bewegender und sinnlicher Roman über zwei starke Frauen und vor allem très français. Sehr lesenswert.

Von unserer Teamkollegin Brigitte Auburger

 

 

31. Juli 2018

Welche tragischen Umstände auf der Geburtstagsparty des äußerst erfolgreichen Geschäftsmannes Ben führen dazu, dass sein bester Freund Martin von der Polizei vernommen wird?

Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht von Martin, der aus sozial schwachen Verhältnissen kommt. Aber immer wieder auch von seiner Frau Lucy, die ihre Gedanken in ihr Tagebuch schreibt.

Die beiden Freunde kennen sich seit ihrer Schulzeit und Martin würde für Ben alles tun. Er ist fasziniert von ihm. Er imitiert ihn und folgt ihm als „kleiner Schatten“ überall hin. Martin übernahm sogar die Verantwortung für einen Unfall, den Ben als Jugendlicher begangen hatte. Auf der Geburtstagsfeier will Ben sich aber endlich von seinem „kleinen Schatten“ befreien, was fatale Folgen hat. Offensichtlich ist auf der Party zu Bens 40. Geburtstag etwas Schreckliches passiert. Nun sitzt Martin auf  der Polizeistation. Warum?

Die Party ist ein spannendes und fesselndes Buch. Ein geistreicher Thriller, der auch eine aktuelle Gesellschaftsstudie ist.

Von unserer Teamkollegin Brigitte Auburger

 

 

13. Juni 2018 – Jugendbuch

An einem Sonntag sehen Daphne und Willi ein muskulöses Hinterteil, etwa einssechzig hoch und mit einem seidigen, langen Pferdeschwanz hinter der Bambushecke im Vorgarten stehen. Dieses Hinterteil gehört zu einem Traber, der aufgrund eines verbrecherischen Genversuchs sprechen kann. Er zitiert Goethe, schätzt Mozarts Klarinettenkonzert und benutzt den Genitiv, womit er Gesamtschullehrer Willi sofort um den Finger wickelt. Da ihm auch schon die Verfolger auf den Versen sind, steht der Traber Sekunden später auf den teuren Terracottafliesen im Flur.

Es beginnt eine schräge und aberwitzige Geschichte, die das Leben von Daphne und Willi mit einem Pferd im Wohnzimmer erzählt, denn es ist klar, dass der Traber bleibt. Das Buch ist witzig geschrieben, absurd aber doch anspruchsvoll, also kein seichter Klamauk.

Es ist für Pferdebegeisterte jeden Alters eine wunderbare Lektüre, die man erst auf der letzten Seite aus der Hand legen kann.

Von unserer Teamkollegin Delia Sagstetter

 

 

23. April 2018

Siebeneisen, Wipperfürth und Schatten treffen sich jeden Donnerstag im „Fetten Hecht“ zum Tipp-Kick. Ihr Leben in Oer-Erkenschwick ist ein langer, ruhiger Fluss.  Bis zum dem Tag, als Seamus Brothaigh Donnchadh O’Shady, genannt Schatten, erfährt, dass er Erbe von 50 Millionen Euro ist. Leider hat die Sache einen Haken, denn das Geld gibt es nur, wenn er seine sieben Miterben auftreibt, die in alle Welt verstreut sind. Findet er sie nicht, gehen die 400 Millionen an eine Stiftung. Da Siebeneisen Lokalreporter ist und fast 120 komplette Jahrgänge der National-Geographic-Hefte besitzt, hält ihn Schatten für den geeigneten Mann, die Sache zu erledigen. Also reist er um die Welt: Australien, Himalaja, die Antarktis, Amerika, Südafrika und noch mehr und überall gerät er in haarsträubende Situationen. Auch das Ende ist für eine Überraschung gut und passt zur Handlung.

Das Buch ist ein sehr gut recherierter, etwas anderer Reisebericht. Voller Abenteuer und zum schmunzeln, lachen und mitfiebern.  Ein Buch für alle, die Sehnsucht nach fremden Ländern haben. Aber auch Kuriositäten, schräge Tyen und fremde Sitten kennen lernen möchten.

Der „abgedrehteste Roadtrip aller Zeiten“. Dem ist nichts hinzuzufügen.

Ich finde das Buch lesenswert.

Ein Bericht unserer Teamkollegin Brigitte Auburger

 

 

 

8. April 2018

Eine afrikanische Frau lebt mit ihrem Ehemann und ihrer Tochter in Paris. In einem Schaufenster entdeckt sie ein rotes Kleid – und eine Sehnsucht danach erwacht. Sie trägt eine Burka, die ihren Augen nur ein kleines Blickfeld ermöglicht. Unauffällig und diskret erledigt sie ihre Aufgabe. Sie hält das Haus sauber und ordentlich, kauft Lebensmittel und kocht, und versorgt ihre kleine Tochter. Das rote Kleid betrachtet sie immer wieder. Eines tages kauft sie es. Als ihr ein Buch mit dem Titel „Was ist Aufklärung?“ von Immanuel Kant begegnet, erweckt es ihre Neugierde so sehr, dass sie es an sich nimmt. In einem Kochtopf versteckt sie es vor ihrem Ehemann. Sie kann weder lesen noch schreiben, aber ihre Tochter, die dies in der Schule lernt, liest ihr daraus vor. Bisher hat sie ihren Alltag als gegeben hingenommen. Nun regen sich ihre Gedanken und wecken in ihr die Sehnsucht, anders zu leben. So entscheidet sie sich, das rote Kleid zu tragen, nicht heimlich zu Hause, sondern draußen.

Text: Borromäusverein

 

 

 

18. Januar 2019

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